Macht kommt von (Mit-)machen – Ostpolitikerinnen in Klein Priebus
Ungefähr die Hälfte der Gesamtbevölkerung sind Frauen. In den Führungspositionen der Wirtschaft, aber auch in der Politik spiegelt sich das nicht wieder. Im Kreistag unseres Landkreises ist der Frauenanteil tatsächlich nur 15%. Im Gemeinderat von Krauschwitz steht es 10 zu 3. Das sind immerhin 23 %, aber von Ausgeglichenheit können wir da noch lange nicht reden. So müssen mehrheitlich Männer zum Beispiel über Betreuungszeiten in der Kita entscheiden und alle können nur die Daumen drücken, dass sie sich vorher mal bei ihrer weiblichen Verwandtschaft erkundigen.

Fragt man die Männer heißt es oft: Wir laden doch die Frauen ein sich zur Wahl zu stellen, aber es kommen keine. Wie kann das sein?

Es ist wie bei der Fabel vom Storch und vom Fuchs, die sich gegenseitig zum Essen einladen. Der Storch serviert in Flaschen mit engen, langen Hälsen. Der Fuchs auf flachen Tellern. Da bleibt immer einer unzufrieden: Dass sich so wenige Frauen für die Politik entscheiden, hat zum Beispiel etwas damit zu tun, wann Politik stattfindet: Nämlich abends, wenn man eigentlich mit der Familie gemeinsam Abendbrot isst und die Kinder ins Bett begleitet. Da wäre ein Kinderbetreuungsangebot sehr hilfreich. Aber da es meist keine Frauen mit kleinen Kindern in der Politik gibt, gibt es auch das Angebot nicht. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Und unbezahlte, für die Gesellschaft wichtige Arbeit leisten Frauen mit der Kindererziehung und Pflege ja sowieso schon genug.

Dazu kommt eine über viele Jahrzehnte gelebte Männer-Kultur in den Parteien und bei den Sitzungen, die für Frauen abschreckend wirkt. Wenn man im Fernsehen erlebt, was Politik für ein eitler Gockeltanz ist, dass es vielfach mehr ums Rechthaben als um ein Miteinander geht, dann ist die Lust auf Mitbestimmung im Keller. Dabei sind Frauen bekanntlich die besseren Zuhörer, die gern ausgleichend wirken wollen – genau die Qualitäten, die vielfach gebraucht würden.

Auch Ruhm und Ehre fallen woanders vom Himmel. Man könnte meinen, Kommunalpolitik bedeutet ohne Bezahlung die Mühen der Ebene auf sich zu nehmen. Dabei gibt es aber gerade auf kommunaler Ebene wirklich etwas mitzubestimmen: Es geht um die Vergabe von Bauleistungen, um den Haushaltsplan (ganz wichtig), um Grundstücksverkäufe oder um die Satzungen für die Feuerwehr oder die Kita.

Macht kommt ganz eindeutig von (mit-) machen und ist immer einen Versuch wert.

Der Frage, was das für ostdeutsche Frauen sind, die sich in der Politik durchgebissen haben, hat sich die in Dresden aufgewachsene Filmemacherin Sabine Michel gewidmet. Denn so wie in anderen Gesellschaftsbereichen auch, sind Machtpositionen seit der Wende überproportional von Westdeutschen eingenommen worden.

Ihr Dokumentarfilm FRAUEN IN LANDSCHAFTEN ist eine Reise zu vier ostdeutschen Frauen: Yvonne Magwas aus dem Vogtland, Frauke Petry aus der Nähe von Leipzig, Manuela Schwesig aus Schwerin und Anke Domscheit-Berg aus Fürstenberg/Havel.

Für sie alle war es selbstverständlich, berufstätige Mütter zu haben – zu einer Zeit, als viele Frauen in Westdeutschland vorrangig für Haus und Kinder zuständig waren. Der Mauerfall und die Zeit danach gingen nicht spurlos an ihren Familien vorbei: Zusammenbruch, Entwurzelung, Neuorientierung und Aufbruch. Die widersprüchlichen Erfahrungen beeinflussen das politische Handeln der vier Frauen bis heute. Sie sind berufstätig und haben Kinder, so wie ihre Mütter es waren. Die Herausforderungen ihres Alltags ähneln sich, doch ihre politischen Positionen könnten unterschiedlicher kaum sein.

Der Film begleitet die vier Frauen bei ihrer politischen Arbeit und zu Hause, geht mit ihnen über Berge und durch Täler – berührend und nah.

Wir laden Euch und Sie ein, am 2. März zusammen mit uns den Film „Frauen in Landschaften“ zu schauen. Anschließend freuen wir uns auf einen Austausch u. a. mit der Filmemacherin Sabine Michel und mit Antonia Mertsching, Abgeordnete der Linken im Sächsischen Landtag.

Aber nicht nur das: Natürlich ist es auch unser Anliegen, Frauen dazu zu ermutigen, sich politisch zu engagieren! Auf geht’s!

3. März 2024, 15 Uhr
Gasthaus Hänsel, Klein Priebus
Eintritt frei, Essen und Getränke sind kostenlos.

Bitte bis 27.2.2024 anmelden und gegebenenfalls auch abmelden. Die Plätze sind begrenzt: willkommen@raumpioniere-oberlausitz.de