






Sorbisches Kulturzentrum
Das Sorbische Kulturzentrum präsentiert seinen Besuchern einen Einblick in die Besonderheiten und Einzigartigkeiten der sorbischen Kultur im Kirchspiel Schleife. Auf Wunsch werden Reisegruppen mit Brot und Salz begrüßt und erfahren in einem Vortrag Wissenswertes über die sorbische Geschichte, ihre Sprache, ihr Brauchtum und ihre Trachten. Eine sehenswerte Trachtenpuppensammlung zeigt die Vielfalt der Schleifer Trachten.
Die Lausitz ist seit mehr als 1000 Jahren Heimat für die Sorben. Gemeinsam mit Deutschen leben sie heute in Brandenburg und Sachsen in vier Siedlungsgebieten. Dazu zählen das niedersorbisch/wendische Siedlungsgebiet in der Niederlausitz, die obersorbisch/katholische Region um Bautzen, die mittlere Lausitz um Hoyerswerda und das evangelische Kirchspiel Schleife. Mit der sorbischen Sprache kommen Gäste der Region zuerst durch die zweisprachig beschrifteten Ortsschilder in Berührung. Doch nicht nur die Sprache der Sorben ist eine Besonderheit, auch die Bräuche, Trachten und Traditionen sind ein großer Schatz. Um diese Kostbarkeiten der kleinsten sorbischen Region, nämlich des Kirchspiels Schleife, zu erhalten, zu pflegen und für Besucher erlebbar zu machen, entstand das Sorbische Kulturzentrum in Schleife. Es ist Begegnungsstätte für die zweisprachige Bevölkerung der Region und dient zugleich der Repräsentation der Besonderheiten und Einzigartigkeiten für Gäste.
Im Sorbischen Kulturzentrum Schleife befindet sich die umfangreichste Trachtenpuppensammlung zur Schleifer Tracht. Frauen und Mädchen eigneten sich Fähigkeiten früherer Ankleiderfrauen an, stickten und nähten somit diese Sammlung. Mehr als 100 Puppen zwischen 25 und 100 cm Größe präsentieren in über 60 Ankleidevarianten detailgetreu die große Vielfalt der Tracht der Schleifer Sorbinnen. Diese Tracht wird nur in Schleife und den umliegenden sieben Dörfern des Kirchspiels getragen. Sie unterscheidet sich durch eigene Stoffe, Schnitte und Stickereien von den anderen sorbischen Trachtengebieten. Die Tracht 'erzählt' auch, ob ihre Trägerin ledig, verheiratet oder 'in Trauer' ist, aus welchem Anlass sie unterwegs ist, ob zur Arbeit, zu einem Fest oder zum Kirchgang und aus welcher Region sie stammt.
Eine weitere Besonderheit im zweisprachigen Schleifer Kirchspiel ist die sorbische Sagenwelt. Nicht erklärbare Ereignisse aus der Natur wurden besonderen 'Gestalten' zugeschrieben, wie der Mittagsfrau, dem Wassermann oder den Irrlichtern. Den Wunsch nach einem besseren Leben ohne Hunger und Armut sollten der Drache und der Schlangenkönig erfüllen und bei der schweren Arbeit in der Landwirtschaft halfen fleißige Luttki ganz unbemerkt. Im Sorbischen Kulturzentrum können seit 2009 Sagenfiguren, gestaltet von der Künstlerin Regina Herrmann, betrachtet werden.
Eine Erweiterung erfuhr die Sammlung durch die Gestaltung eines Schleifer Zamperzuges. Markant für die Dörfer um Schleife sind Figuren wie ein Schimmelreiter und ein Storch, welche den Frühling symbolisieren, ein Bär mit einer Strohfigur als Bärenführer verkörpern den auszutreibenden Winter, eine sorbische Eierfrau, ein Zweigesicht, eine Figur 'Der Tote trägt den Lebenden', ein Musikant mit Teufelsgeige, weiterhin Trommler, Schornsteinfeger, Kassierer und Gendarm. Dieser Zamper-Brauch lebt heute noch in allen sieben Dörfern des Kirchspiels Schleife.